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Wir haben kein Spitzenboot - Grahn nach Langstrecke
Bei der DRV-Langstrecke sind über 400 Ruderer in mehr als 300 Booten an den Start gegangen. Bundestrainer Grahn bewertet die Ergebnisse.
Sechs Stunden Langstreckenrennen bei strahlendem Sonnenschein und starkem Gegenwind - bei der DRV-Langstrecke sind über 400 Ruderer in mehr als 300 Booten an den Start gegangen. rchd1898.de hat mit Dieter Grahn, Bundestrainer für den Riemenbereich der Männer, über seine Eindrücke der Regatta und die Pläne für die nächsten Monate gesprochen.
rchd1898.de: Im Männer-Zweier-ohne liegen zwischen den ersten vier Boote gerade einmal vier Sekunden Abstand, mit Käufer/Adamski vorne. Wie werten Sie das Ergebnis?
Dieter Grahn: Das hatte sich schon im Vorfeld so ausgependelt, dass zwischen diesen vier Booten die Entscheidung fällt. Wir haben damit vier Boote, die Spitzenniveau darstellen. Dahinter ist dann eine Lücke, allerdings erfreulich, dass in diese Lücke junge Leute gesprungen sind. Was wir nicht ganz so gesehen haben, war dieser relative Abstand vom Stefan Koltzk und Jan Martin Bröer, aus dem Achter heraus, wo ich doch dachte, da wäre mehr drin. Sie sind zwar mit einer Messbooteinrichtung gefahren, sie hatten dadurch ein bisschen mehr Gewicht mitzuschleppen, aber das war nicht so, dass es diesen Abstand ausgemacht hätte. Das ist eigentlich für mich eine Enttäuschung. Eigentlich können die beiden das, sie sind ja immerhin amtierender Deutscher Meister im Kleinboot, aber heute sind sie nicht in ihren Rhythmus gekommen, es lief nicht so, wie sie es wollten.
Also insgesamt Zufriedenheit?
Nun ja, was mir eigentlich fehlt - wir haben kein Spitzenboot. Hier hätte sich ein Spitzenboot deutlich absetzen müssen. Was wir in diesem Jahr erfreulicherweise haben, ist ein deutlicher Abstand gegenüber dem Leichtgewichtsbereich. Hier spielte natürlich der Wind auch eine Rolle. Bei Schiebewind hatten wir es hier ja auch schon, dass die Leichten schneller waren als die Schweren. Insgesamt müssen wir jetzt noch einmal die Relationen aller Botosklassen zueinander vergleichen, um zu sehen: wo stehen wir denn wirklich.
Sie sprechen das Wetter an - wir hatten ja doch sehr kräftigen Gegenwind. Wie hat sich das insgesamt ausgewirkt?
Eigentlich war das Wetter hervorragend - aber der letzte Kilometer war hart. Da stand man richtig im Wind, das hatten alle. Manche haben ihre Hebelverhältnisse nicht genau abgestimmt. Da muss ich sagen, wer nicht den Mut hatte einen ein bisschen längeren Hebel zu fahren, den hat es hier hinten heraus erwischt. Da waren die gut beraten, die rund fuhren, die nicht bloß in die Kraft wollten. Insofern sind die Entscheidungen auch hier hinten gefallen.
Mit dem Duo Adamski/Käufer ist ein junges Boot an die Spitze gefahren - wie sehen Sie da das Potenzial?
Die beiden gehörten zu den schnellsten Zweiern im B-Bereich. Philip Adamski ist da jetzt reingewachsen, er ist nächste Saison im ersten A-Jahr, und ich muss sagen, er hat leistungsmäßig den Anschluss hergestellt ? so wie wir uns das wünschen. Die besten B`s müssen schon innerhalb dieser Zeit den Anschluss an den A-Bereich schaffen.
Jetzt war die Trainings- und Vorbereitungszeit in diesem Jahr ja relativ kurz und die Langstrecke recht früh - wie aussagekräftig sind die Ergebnisse?
Damit kann man schon was anfangen. Die Ruderer, die bei den A-Weltmeisterschaften waren, die sind seit Ende September wieder im Training. Das sind sechs Wochen, da kann man schon Rückschlüsse ziehen. Für mich ist wichtig, dass die Sportler rechtzeitig gezeigt bekommen, wo sie jetzt stehen. Erstmal ist es ja auch nur eine Überprüfung, eine momentane Bestandsaufnahme. Man kann nicht jetzt schon alles selektieren. Aber es ist durchaus eine Aufforderung, jetzt etwas zu machen, wo es ins Wintertraining geht. Da werden die Grundlagen gelegt. Wer hier jetzt schlechte Karten hatte, der weiß, dass er zuzulegen hat, es ist alles noch machbar. Ein späteres Saisonergebnis, etwa im April, ist schwer korrigierbar.
Ziehen Sie dann jetzt überhaupt direkt Konsequenzen aus dem Ergebnis?
Wir müssen eigentlich etwas verändern. Wir waren im letzten Jahr mit Bronze zwar erfolgreich. Aber es war nicht das, was wir uns erwünscht haben, und da muss etwas getan werden. Wir müssen etwas verändern, was den Umfang anbetrifft. Wir müssen uns technisch weiterentwickeln. Da wird es eine Maßnahme sein, nicht mehr in den festen Zweiern fahren zu lassen, sondern auch untereinander zu mischen, damit jeder mal mit einem anderen fahren kann, und damit sich die Technik angleicht. Das halte ich für sehr wichtig. Und wir müssen sehen, dass wir von den Trainingsinhalten, wieder etwas mehr zuzulegen beim Kampf Mann gegen Mann, beim Sparring, und auch insgesamt das Niveau bei den Grundlagen anzuheben. Da wird das Kämpfen gelernt, dass man sich überwindet, dass der Kopf auch klar ist. 25 Kilometer Bord-an-Bord-Kämpfe sind etwas ganz anderes, als 25 Kilometer allein, wo ich nur in meinen Schlag hineinhöre. Also solche Konsequenzen werden schon getroffen, aber das ist mehr Auswertung der Saison als Auswertung der Langstrecke.
Mit Engelmann und Schulte sind ja zwei Cambridger auf den zweiten Platz gefahren, die dort zum Auslandsstudium sind. Sie waren vor Ort und haben sich das angesehen - diese Schule dort hat Sie schon fasziniert?
Sie machen einfach mehr. Sie sind auch jetzt wieder eher ins Training eingestiegen. Deshalb haben sie uns in Rendsburg geschlagen. Diese Schule, ich war ja nun drei Tage dort und habe mir das mal angeschaut - da wird schon sehr hart und zielstrebig gearbeitet. Das ist nicht eine Studententruppe, die da rumgeistert, sondern zum Teil eine Weltauswahl. Und da fährt jeder mit jedem, das befruchtet und fordert eine hohe Disziplin, und vor allen Dingen - dieser Spirit, dieser Geist, der dort herrscht! Da kommt keiner mit einem langen Gesicht, sondern die wollen alle in dieses Boot rein. Das ist eine Begeisterung und Zielstrebigkeit, koste was es wolle. Also diese Einstellung wünsche ich mir, dass einige mal für ein halbes Jahr dort rüber gehen und das miterleben.
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