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Langstrecke 2006: Grahn kritisiert Leistungsgefälle
Der stramme Gegenwind und das wellige Wasser brachten die Spitzenboote im Männer Zweier-ohne nicht aus dem Rhythmus: zwischen den ersten vier Plätzen lagen wieder nur wenige Sekunden. Das fünfte Boot folgte jedoch mit einem Rückstand von 31 Sekunden. Ein Leistungsgefälle, das Dieter Grahn, Bundestrainer der Riemen-Männer, nachdenklich stimmt.
Der stramme Gegenwind und das wellige Wasser brachten die Spitzenboote im Männer Zweier-ohne nicht aus dem Rhythmus: zwischen den ersten vier Plätzen lagen wieder nur wenige Sekunden. Gewonnen haben Schulte/Engelmann (23:25) vor Siemes/Tebrügge (23:28), Naruhn/Eichner (23:35) und Urban/Penkner (23:38). Auf Rang fünf folgten Bernd Heidicker und Philipp Stüer, mit 31 Sekunden Rückstand (24:09).
rchd1898.de hat mit Dieter Grahn, dem Bundestrainer der Riemen-Männer über das Ergebnis gesprochen.
rchd1898.de: Nach dem ersten Blick auf die Ergebnisse: sind Sie zufrieden?
Dieter Grahn: Also es gibt keine Überraschungen. Bei Sebastian Schulte und Thorsten Engelmann, die ja in England sind, war mir der aktuelle Trainingsstand zwar nicht bekannt. Aber ich weiß, dass sie sehr gut fahren können, und das haben sie jetzt mit ihrem Sieg auch bestätigt. Ulf Siemes und Jan Tebrügge sind nun einmal Ausdauerspezialisten und sind damit vorne dabei, auch heute bei dem Wind. Also es ist erfreulich, dass sich mit diesen beiden Booten die Hälfte des Achters vorne platziert hat. Auch der dritte Platz von Naruhn und Eichner ist für mich nicht überraschend. Ich hatte sie deshalb ja auch schon an vierter Stelle starten lassen. Die beiden gehören dazu. Was sich aber sagen lässt, ist, dass der Abstand zwischen Platz vier und fünf für meine Bedürfnisse ein wenig zu groß ist. Wenn man hier über eine Dreiviertel-Minute Rückstand hat, dann ist das viel, trotz des Windes. Runtergerechnet auf 2000 Meter sind das schon Welten. Das muss man einfach so einschätzen.Und was war mit Jörg Dießner und Stefan Koltzk los? Die beiden sind letzte geworden.
Da hatte wohl der Jörg Dießner Krämpfe im Arm, er konnte auf dem ersten Teil der Strecke den Knüppel nicht mehr halten. So etwas hatte er bisher noch nicht. Das ist das natürlich ein bisschen enttäuschend, aber damit muss man leben. So etwas kann passieren. Ich hätte die beiden auch in den Bereich etwa fünfter Platz einsortiert, das hat auch das Training zum Ausdruck gebracht.
Auf Platz sieben kommt ja ein sehr junges Boot: Sebastian Kasielke und Marco Neumann (beide Magdeburg). Ist diese Leistung eine Überraschung?
Nun, als guter Nachwuchs man muss dort schon reinfahren können. Das sind ja Aufsteiger aus dem Junior-Bereich. Und da ist das von der Platzierung her sehr gut. Aber beim Abstand sind es eben auch 55 Sekunden auf den Sieger.
Die beiden waren schneller als alle anderen U23-Boote.
Ja, man muss sehen, dass wir dort ein Leistungsgefälle haben, dass wir da nicht zufrieden sind. Der U23-Weltmeister etwa: man erwartet Schmidt/Wilke da schon mittendrin. Die beiden haben jetzt nicht enttäuscht, die sind 59 Sekunden zurück. Aber man sieht: der Anschluss ist noch nicht ganz hergestellt. Die Abstände sind zu groß, vielleicht auch aufgrund des Windes. Wer an der Strecke gestanden hat, hat gemerkt, dass der Gegenwind nicht gleichmäßig war. Manch einer hatte da ein wenig mehr, manch einer etwas weniger, vielleicht hebt sich das auch auf. Heute sind auch Leute gefahren, die richtig kämpfen können bei diesen schwierigen Bedingungen. Und gerade das wollen wir ja, dafür ist dann so eine Langstreckenregatta auch angedacht, um Kämpfer zu erziehen. Also insgesamt bin ich zufrieden, aber die zeitlichen Abstände, die sind zu groß.Jetzt hat die Dortmunder Langstrecke einen Monat später stattgefunden, statt Anfang November Anfang Dezember. War das der bessere Zeitpunkt?
Nun ja, jetzt hatten wir es, dass die Bundeswehr-Grundausbildung gerade letzte Woche geendet hat. Das ist natürlich immer auch ein Handicap für die Leute, und da haben sie sich trotzdem achtbar geschlagen und gezeigt, dass es auch unter diesen Umständen gehen kann. Was den Termin Anfang November oder Dezember angeht, kann man geteilter Meinung sein. Die Wettkampfsaison ist abgeschlossen. Und vor Weihnachten machen die Trainer wieder ihre Testserien, als Abschluss einer Vorbereitungsperiode. Da kann die Langstrecke schon ein erster Teil für diese Testserie sein. Wir haben in diesem Jahr etwas eher ein Athletiklager gemacht, was auch Vorteile hat. Und mit den zwei Monaten Abstand hatte auch jeder die Möglichkeit ordentlich zu trainieren und sich gut darzustellen.
Letztes Jahr hatten sie zu der Langstrecke gesagt, sie würden sich etwas mehr Teamgeist wünschen. Da wurde auch gerade der Vergleich zu den Trainingsmethoden und der Atmosphäre in Oxford/Cambridge diskutiert. Dann kam die WM mit dem "Team-Achter". Sind Sie da jetzt zufriedener?
Sicherlich, wir haben jetzt eine ganz andere Ausgangsposition. Wenn man Erfolg hat, schweißt das zusammen. Da hatten wir schon ein reinigendes Gewitter. Wir hatten auf einmal einen Achter da stehen, die miteinander konnten, miteinander wollten, wo die Stimmung sehr gut war ? auch weil die Bereitschaft da war, die Kritik von anderen auch anzunehmen, vernünftig miteinander umzugehen. Wir hatten die richtigen Leute im richtigen Boot, das ist letztlich ausschlaggebend. Und wir hatten im Vierer-ohne ein gutes Händchen. Das ist auch eine Truppe, die miteinander kann. Also insgesamt: die Stimmung in der großen Riemen-Gruppe ist besser geworden, insgesamt. Jeder kann sich darstellen, weiß wo er hin will, was zu machen ist. Der Vierer-ohne hat seine Perspektive. Jochen und Andreas werden erst einmal den Zweier angehen. Der Achter ? da will ich nicht sagen, der bleibt zusammen, der kann zusammenbleiben. Aber wenn Druck von außen kommt ? Eichner und Naruhn bietet etwa genügend Druck. Und da muss dann eben genau eingeschätzt werden: passen sie da auch technisch rein. Da müssen wir eben schauen. Aber wir haben dabei eine ganz andere Ausgangsposition: es ist etwas entstanden. Es weht ein frischer Wind, es ist die richtige Stimmung, die wir bis Peking hoffentlich halten können.Also insgesamt Optimismus?
Insgesamt schon. Aber natürlich, es ist immer einfacher, einen solchen Erfolg zu erringen, als ihn zu verteidigen. Man wird selbstsicher, es gibt viele Ehrungen. Man wird hofiert, und da sind die Trainer gefordert, die Athleten von einem solchen Ross wieder runterzuholen und sie zum Training zu schicken. Gerade deshalb sind diese Tests wie die Langstrecke wichtig, um den Einzelnen zu zeigen: wir sind noch nicht so weit. Da musst du noch dazulegen, wenn du dabei sein willst. Und in dem Zusammenhang sind solche harten Bedingungen wie heute auch nicht schlecht. Man muss sich auch durch harte Tage beißen können und seinen Mann stehen.
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