Die aktuellen Meldungen des Ruderclub Hansa Dortmund
Blog: Tagebuch aus Peking
Wie sah es in Peking aus? Was lief rund um die JWM ab? Und wie erging es unseren beiden Junioren? Darüber berichtete hier Frank Flörke, der Heimtrainer von Sina und Michael beim RC Hansa. Er war mit nach Peking geflogen, um den beiden vor Ort die Daumen zu drücken.
Wie sieht es in Peking aus? Was läuft rund um die JWM ab? Und wie ergeht es unseren beiden Junioren? Darüber berichtet hier Frank Flörke, der Heimtrainer von Sina und Michael beim RC Hansa. Er ist nach Peking geflogen, um den beiden vor Ort die Daumen zu drücken.
Tag 1 - Anreise und erste Eindrücke
Hallo liebe Hanseaten,
ich bin gut in Peking gelandet und möchte Euch mit diesem kleinen Tagebuch in den kommenden Tagen ein par Eindrücke aus der Hauptstadt Chinas und natürlich die aktuellsten Berichte von Sina und Michael mitteilen.
Der erste Tag ist geschafft. Nach einer langen Anreise über Amsterdam nach Peking liege ich nun erschöpft in meinem Hotelzimmer auf einem riesigen Bett und nutze die Annehmlichkeiten eines kostenlosen Internetzugangs.
Aber nun der Reihe nach: Als ich in Düsseldorf auf dem Flughafen stand, traute ich zuerst meinen Augen nicht, als uns die Damen und Herren in eine Propeller-Maschine stecken wollten, aber die war gar nicht so schlecht. Ausserdem fliegen die Dinger nicht sehr hoch, so daß man noch etwas von der Landschaft sehen konnte. Der Flughafen in Amsterdam ist ziemlich groß. Ich hatte fast den Eindruck, dass wir von der Landung bis zur Parkposition genau so lange unterwegs waren, wie der Flug gedauert hat. Nach einer kurzen Pause ging es dann mit einem richtigen Flugzeug weiter nach Peking. Ein Jumbo ist schon ganz schön groß und bietet im inneren viel Platz. Bei der Platzwahl hatte ich etwas Glück. Ich konnte noch einen Platz am Notausgang ergattern und somit meine Beine ausstrecken. Leider hatte ich kein Fenster zum rausschauen. Aber das war im Nachhinein auch gar nicht so schlimm, da Peking unter einer riesigen Smog-Wolke liegt. Zuerst hatte ich gehofft beim Anflug auf die Stadt etwas zu sehen, doch leider konnte man den Boden erst 20m vor dem Aufsetzen sichten. Unglaublich aber war.
Weiter ging es dann mit dem Taxi zum Hotel. Da ich im Vorfeld viel über den Autoverkehr und die Fahrweisen der Taxifahrer gehört hatte, erwartetet ich eine rasante Fahrt. Doch bei 60 km/h auf der Autobahn musste ich befürchten, daß der Kollege gleich einschläft. Englisch sprechen die Taxifahrer übrigens nicht, das steht erst im kommenden Jahr auf dem Plan... Dennoch, das Hotel hat er prima gefunden. Dafür habe ich ihm auch etwas mehr Trinkgeld gegeben. Ich hatte den Eindruck ihn gerade vom OP-Tisch eines Zahnarztes geholt zu haben, bei der riesigen Baustelle die er im Gesicht hatte. Ich hoffe er legt das Geld gut an. Am besten in Gold oder Keramik...
Das Hotel ist ok. Die Zimmer sind sauber und recht groß. Sonnst hätte das schon erwähnte Bett ja auch keinen Platz. Am Nachmittag habe ich mir dann die nähere Umgebung des Hotels angesehen. In 3-4 Gehminuten liegt das Lufthansa Center, ein großes Einkaufszentrum und das Kempinski Lufthansa Hotel, in dem im kommenden Jahr das Deutsche Haus für die Olympiamannschaft sein wird. Dort wird aber noch kräftig gearbeitet. Ich habe Euch ein Bild aus meinem Hotelzimmer gemacht, damit ihr in etwa einschätzen könnt, was ich meine wenn ich Smog sage...
Ich hatte heute auch schon kurz zu Sina und Michael Kontakt. Laut eigener Aussage laufen beide Achter im Moment ganz gut. Sina ist nach kurzer Krankheit auch wieder Top fit! Leider wissen sich alle nur schwer einzuordnen: "Jedoch können wir die Konkurrenz nur schlecht einschätzen, man kann lediglich sagen, dass die andern Achter auch trotz 2.00 m (Mädels:1,90) und 95-100 Kilo (80-85) auch nur mit Wasser kochen;-)
Die Strecke ist laut dem erfahrenen Bundestrainer Dr. Dieter Altenburg die Beste, die ihm je vor die Augen gekommen ist (Berlin-Grünau ist dabei natürlich ausgeschlossen). "Sie ist ausgerüstet mit der modernsten Technik und hat mehr Helfer als Aktive!" Jedoch wundern sich alle Beteiligten, "mit welch einfachen Mitteln die Arbeiter hier zu Werke gehen, denn z.b wird hier das Unkraut auf der Wiese noch mit der Hand gepflückt." Alle sind von der Freundlichkeit der "kleinen" Chinesen sehr begeistert; vor allem Sina, sie lässt sich wohl gerne mal vom Hotel, die Tasche auf`s Zimmer tragen.
So das war es erst einmal, morgen geht es weiter, mit Bildern und Impressionen aus der Innenstadt.
Tag 2 - Sightseeing wie es sich für einen echten Touri gehört
Heute war mein erster richtiger Tag in Peking. Nachdem ich fast das Frühstück verpennt hätte (das Bett ist ein Traum), ging es mit dem Taxi in die City. Leider musste ich heute morgen feststellen, daß der Smog sehr hartnäckig ist und ich mir die Hoffnung von einer schönen Aussicht von der Backe schmieren kann. Aber ihr werdet es ja selbst auf den Fotos sehen... Gestern Abend habe ich noch kurz mit Sina, Michael und Jannis Kontakt aufnehmen können und erfahren, daß sie sich heute mit der kompletten Mannschaft die Verbotenen Stadt ansehen würden. Also machte auch ich mich - im Glauben die Jungs und Mädels zu sehen - auf den Weg in die Verbotene Stadt.
Mit dem Taxi ging es erst mal Richtung Platz des Himmlischen Frieden. Auf dem Weg dorthin kommt man unweigerlich auch am Eingang zur Verbotenen Stadt vorbei. Und vorbei war auch direkt meine Hoffnung hier jemanden zu treffen. Ich war echt erschlagen von der Größe aller Bauwerke und den unzähligen Menschen, die versuchen diese zu besichtigen. Als erstes Stand der Platz des Himmlischen Friedens auf meiner Tourkarte. Es soll - und jetzt glaube ich es auch - der größte Platz der Welt sein. Ihr könnt euch nicht vorstellen was dort für ein Gewusel ist. Mitten auf dem Platz steht das Mao-Mausoleum. Hier sollen die sterblichen Überreste von Mao Zedong aufgebahrt sein. Leider ist das Mausoleum zur Zeit nicht zu Besichtigen, da es sich für die Olympischen Spiele zurecht macht. Nach Süden wir der Platz vom sogenannten "Vordertor" begrenzt, ein riesiges Stadttor, daß damals die Äussere- von der Inneren-Stadt trennte. Mächtig groß und prächtig bunt ist das alles, aber irgendwie erinnert das alles auch etwas ans Phantasialand...
Rechts und links wird der Platz von zwei riesigen Gebäuden gesäumt, dem Museum der Chinesischen Geschichte und der Großen Halle des Volkes. Ich habe mir einen Blick in die Große Halle des Volkes gegönnt. Das russisch beeinflusste Gebäude wurde in nur zehn Monaten Bauzeit fertiggestellt und ist an seiner Frontseite über 300m lang. Hier finden regelmäßig Staatsbesuche statt. Die Haupthalle ist in seinem Ausmaß überwältigend und faßt bis zu zehntausend (!) Menschen. Auch wenn dies in der Mehrzahl sicherlich kleinere Chinesen sein werden, ist die Anzahl an Menschen in einem Raum fast unvorstellbar, aber glaubt mir: es wir locker passen; ich habe die Halle gesehen...
Mein Weg führte mich weiter quer über den Platz des Himmlischen Friedens hin zum Tor des Himmlischen Frieden. Vom Himmlischen Frieden war jedoch auf dem Platz nicht wirklich viel zu spüren, vielmehr haben die meist schon große Chinesen einfach nur genervt. Die Einen wollen dir unbedingt als Tourguide die Verbotene Stadt zeigen,die Anderen mit dir einen Tee trinken (natürlich zu horrenden Preisen), Postkarten andrehen oder dich mit der Rikscha umher fahren. Bei dem Typen mit der Riksha ärgere ich mich jetzt ein wenig, die Nervensäge hät ich mal schön schwitzen lassen sollen... Viel sympathischer war da ein kleiner Junge, der gern ein Foto mit dem großen dicken Europäer machen wollte. "Wie Du mir, so ich Dir!", dachte ich, und so entstand das hübsche Foto von uns Zwei.
Kurze Zeit später stand ich dann vor dem Tor des Himmlischen Frieden. Ein sehr imposanter Anblick, aber seht selbst! Das Abbild in der Mitte zeigt den Großen Vorsitzenden Mao. Die Schriftzeichen links und rechts bedeuten: "Lang lebe die Volksrepublik China" und "Lang lebe die große Einheit der Völker der Welt". Vom Balkon des Tore proklamierte Mao Zedong am 01. Oktober 1949 die Gründung der Volksrepublik China. Hinter diesem Tor beginnt die Kaiserstadt. Durch ein weiteres Tor (das Mittagstor) gelangt man dann in die Verbotene Stadt. Die Reihe dieser Tore und die anschließenden Haupt-Tempel der Verbotenen Stadt sind exakt in Nord-Süd Richtung angelegt.
Das Mittagstor ist der Eingang zur Verbotenen Stadt. Dort wollte ich eigentlich die Jungs und Mädels treffen. Leider umfasst das Areal 720 000m? und soll angeblich 9999 Räume aufweisen. Einige Gebäude werden leider zur Zeit restauriert und sind daher nicht zugänglich bzw. komplett eingerüstet. Unter anderem auch die Hauptgebäude, wie z.B. Tor der Höchsten Harmonie und Halle der Höchsten Harmonie. Schade! Dennoch ist die Verbotene Stadt sehr imposant und lohnt in jedem Fall einen Besuch.
Kurz vor Ende meiner Besichtigung hat es dann doch noch geklappt. Ich habe Sina und Michael getroffen und kann Euch nur Gutes berichten: Beiden geht es prächtig und sie fühlen sich sehr wohl. Sie erwarten aber auch schon mit großer Spannung und viel Euphorie den Start der Rennen. Am Mittwoch heißt es für Michael und seinen Achter im Vorlauf alles geben. Sie wollen natürlich gewinnen und sich dadurch einen unangenehmen Hoffnungslauf sparen. Für Sina geht die WM am Donnerstag mit einem Bahnverteilungsrennen los. Hinweis von rchd1898.de: ein Boot hat auch nachgemeldet, so dass auch der Juniorinnen-Achter jetzt einen Vorlauf fährt. Wenn beide von der Strecke sprechen, leuchten ihre Augen. Die Chinesen haben alles super organisiert und die Strecke mit allen dazugehörigen Bauten und sogar die Grünanlagen sind in einem Top Zustand. Die kleinen Racker haben es geschafft und präsentieren ein Jahr vor den Olympischen Spielen eine hochmoderne Regattaanlage mit allem Schnick und Schnack. Das haben die Griechen vor vier Jahren nicht so gut auf die Reihe gekriegt. Nach einem kurzen Beweisfoto (wird später nachgereicht) zog die Gruppe weiter zum Schoppen und ich kümmerte mich um die restlichen Tempel und Tore.
Bei einem echten Touri geht auch schon mal was in die Buchse: Ich habe am Vormittag auf dem Himmlischen Platz des Friedens und in der Großen Halle des Volkes so viel fotografiert, daß mir am Nachmittag in der Verbotenen Stadt der Akku versagte. Tja, Anfänger! Meine Reise führte mich weiter in nördlicher Richtung auf einen kleinen Berg. Im Reiseführer stand, daß man von dort oben einen fantastischen Blick über die Kaiserstadt und die Skyline von Peking hätte. Kann auch gut sein, aber bei dem Smog konnte ich kaum die Hand vor Augen sehen. Gott sei dank geht es runter immer etwas schneller und einfacher als rauf. Das kühle Lüftchen am Gipfel des Berges entschädigte dennoch für die Strapazen.
Eigentlich wollte ich den heutigen Tag in der Wangfujing road, der einzigen Fußgängerzone in Peking, ausklingen lassen und mich dann mit dem Taxi wieder auf ins Hotel machen. Wie der Zufall es so will, traf ich in einem Adidas-Store, wie sollte es auch anders sein, zwei Trainerkollegen. Gemeinsam machten wir uns auf die Kneipenszene von Peking zu erleben. Nach ein par Cocktails nahm ich allen Mut zusammen und bestellte mir ASIEN STYLE CHICKEN PASTA. Ich dachte, dass werden wohl gebratene Nudeln sein, die man vom Chinesen um die Ecke kennt. Denkste, die Nudeln waren nicht gebraten, sondern schwammen in Sojasoße - echt lecker:(
So, daß soll es erst mal gewesen sein. Falls ich die Nudeln überlebt habe, melde ich mich morgen wieder! Euer Frank
ni hau! [Guten Tag!]
Heute morgen hat es leider sehr doll geregnet, so dass ich nach dem Frühstück nochmal ins Bett gehen konnte. Zum Glück, ich bin nämlich ziemlich kaputt. Ich glaube der Jetlag macht sich etwas bemerkbar. Nach dem Mittag hat es dann aufgehört, zu regnen.
Der Tagesplan für heute sah eigentlich so aus, daß ich mir morgens den Zoo ansehe und dann anschließend mit einem Boot raus zum Sommerpalast des Kaisers fahren. Der Regen hat meinen Plan dann platzen lassen. An einen Regenschirm hatte ich Zuhause nicht gedacht und eigentlich kam mir das schlechte Wetter auch gelegen. Sonst hätte der Tag wohl schnarchend auf einer Parkbank geendet...
Nachmittags ging es dann wieder auf Erkundungs- und Shoppingtour. Neben ein par Getränken waren auch die offiziellen Olympiaprodukte auf meiner Einkaufsliste. Die Spiele beginnen zwar erst im kommenden Jahr, aber was Mann hat, hat Mann!
Für unsere Sportler haben die "Spiele" heute mit der offiziellen Eröffnungsfeier begonnen. Sogar Jacques Rogge war anwesend und hat die Junioren WM 2007 in Peking persönlich eröffnet, bevor er sich zu einer weiteren Promotion-Veranstaltung auf dem Platz des Himmlischen Friedens aufmachte. Dort findet in den kommenden Tagen ein riesiges Konzert statt, da es nur noch exakt ein Jahr dauert, bis die Spiele 2008 eröffnet werden. Das Foto stammt von der Internetseite des Veranstalters der Ruder WM. In der Mitte ist Jannis im schwarzen T-shirt zu sehen, auf die Filmaufnahmen bin ich mal gespannt... Sina und Michael habe ich auf dem Foto leider nicht entdecken können. Vielleicht haben sie ja gemeinsam die Fahne getragen?!
Aus der Stadt gibt es eigentlich nicht mehr viel Neues zu berichten. Viele Menschen, viel Gewusel und ich versteh nur chinesisch... Auf dem Rückweg habe ich noch einen typischen chinesischen LKW fotografiert. Er hat ein PS und ist auf dem Bild noch lange nicht voll beladen. Da geht noch mehr! Hut ab!
Morgen melde ich mich mit neusten Informationen von der Regattastrecke und ersten Ergebnissen wieder.
mingtiän djiän! [Bis morgen!]
Tag 4 - Die Rennen haben begonnen - und wie
Endlich haben die Rennen begonnen. Das lange Warten hat ein Ende! Jetzt können die Jungs und Mädels sehen wo sie im Vergleich zu allen anderen Nationen im Kampf um die Medaillen stehen. Ich denke allen Beteiligten wird heute ein mächtiger Stein vom Herzen gefallen sein, bei den Ergebnissen. Aber dazu später..
Früh morgens um 6 Uhr hat mein Tag begonnen. Nach einem reichhaltigen Frühstück musste erst der Weg zur Strecke organisiert und gefunden werden. Streng nach dem Motto der Weg ist das Ziel, machte sich mein Taxifahrer auf mit mir in eine von ihm noch nie gesehene, geschweige denn befahrenen Region zu bringen. Er hat in der einen Stunde Fahrzeit so oft telefoniert und ständig mit dem Kopf geschüttelt, daß ich schon dachte: gleich stehe ich wieder vor dem Hotel und kann mein zweites Frühstück einnehmen. Auf meine Nachfragen ob wir denn richtig seien, kam immer nur: "Null Problemo!!! I know!!!" und dann kam schon wieder das Handy ins Spiel. Na ja, letztlich haben wir die Strecke auch gefunden, aber ich bin mir ziemlich sicher einige Gebäuden mehrfach gesehen zu haben.
Jetzt dachte ich, daß ich das Schlimmste hinter mich gebracht hätte, aber es sollte erst losgehen! Kein Rudern ohne Ticket! Auf der Internetseite des Veranstalters war zu lesen, daß es möglich sei, Tickets zu bestellen und sie dann (irgendwo) in Peking abzuholen, oder sie einfach beim Ticketschalter an der Strecke zu kaufen. Habe ich einfach gesagt? Das Prozedere erinnerte mich ein wenig an deutsche Bürokratie, z.B. beim Straßenverkehrsamt. Erst musste man sich eine Nummer ziehen.... Das habe ich aber erst mitbekommen, nachdem ich schon ca. eine halbe Stunde in der Schlage stand und fast vorn angekommen war. Ich wunderte mich, dass die meist asiatisch aussehenden Besucher einen gelben Klebezettel mit einer Nummer in der Hand hielten. Es handelte sich um einen Post-it Heftzettel wie man sie im Büro verwendet, auf dem Handschriftlich eine Nummer notiert wurde. Stolz wie Oskar reihte ich mich wieder mit meiner "190" in die nicht kürzer werdende Schlange ein. Zwischenzeitlich konnte ich auch Kontakt mit anderen Besuchern aufnehmen, die genauso verdutz da standen und nicht wussten was passiert. Ich sprach mit Gästen aus den USA, Australien, Englang und Holland; alle haben wir die gleiche Internetseite gelesen und wollten "einfach" Tickets kaufen.
Das mit den Zetteln und Nummern war auch nicht das Problem, sonder das Männchen, daß den Zugang zu den letzten Metern vor dem Ticketschalter kontrollierte. Leider waren alle Beschriftungen bzgl. Tickets nur in chinesischer Schrift. Aufgabe dieses Männchens, nennen wir es mal Po-Pei, war es nun die Nummern der Reihe nach aufzurufen - nein, zu kreischen - und diejenigen mit der richtigen Nummer, auf die ersehnten letzten Meter zu schicken. Leider kreischte Po-Pei nur in Chinesisch, glaube jedenfalls, dass es Chinesisch war. Das Ende kam in Sicht, ich bemerkte, daß sich die Nummern zwischen 170 und 180 auf den Weg machten... Bald geht es los dachte ich, bis ich von einer jungen Hostesse sehr freundlich angesprochen und gefragt wurde, was ich denn wollte und ob sie mir helfen könnte. Sie zog mich aus der Schlange und ich sah meine Fälle schon davon schwimmen. Ich sagte ihr ich wollte Tickets kaufen! Sie schien auch nicht sehr überrascht machte jedoch Andeutungen, daß die Tickets schon ausverkauft seien... Sie wolle aber mal mit der Ticket-Managerin sprechen. Ein par Minuten später kam diese dann auch. Die Nummern 180-190 waren in der Zwischenzeit natürlich schon durch... Ich zeigte der Managerin meinen Zettel mit der ominösen "190" und sagte ihr: "I need tickets for the whole week!" Ihre Antwort war nur: "For this or for next week?" Keine Ahnung was nächste Woche los ist, vielleicht ein Casting für einen neuen Po-Pei (?!), interessierte mich aber auch nicht. "Ich brauche Tickets für heute und die kommenden Tage!!!!!" Daraufhin nahm sie dann meinen Zettel und beschriftete die Rückseite: "Waiting here for few minutes. Don´t let other know!" Nach weiteren ca. 5-10 Minuten kam sie wieder angewackelt und gab mir die ersehnten Tickets. Gott sei Dank, ich kann rein! Obwohl ich sehr früh vom Hotel losgefahren bin, hatte ich durch all diese Aktionen leider das erste Rennen verpasst.
Der erste Eindruck von der Strecke ist wirklich fantastisch. Alle Rasenflächen rund um die Regattastrecke sind grün, die Gebäude erinnern mich etwas an die Formel1. Die Bahn ist sehr breit und kann locker mit acht Booten genutzt werden; alles nach neuesten Vorgaben der FISA und des IOC. Alle Helfer und Hostessen proben natürlich den Erstfall für das kommende Jahr. Bei der Sicherheitskontrolle musste ich mein Wasser abgeben. Das Messer und den recht spitzen Fahnenstiel durfte ich jedoch mit rein nehmen. Nach der Kontrolle wünschen uns die freundlichen Helfer: "Enjoy the Games!" Beim Ticketverkauf und den Sicherheitskontrollen sollten sie noch mal etwas nachlegen, aber sonst ist alles super und in keinem Maße mit der Junioren WM 2003 in Athen zu vergleichen. Hier ist alles Tip top. Die Fotos der Regattastrecke stammen von der Internetpräsenz der DRV und zeigen den Zielturm mit der Haupttribüne, die klimatisierten Bootshäuser mit zusätzlichen Funktionsräumen und einen Blick von den Bootshäusern über die breite Strecke.
Während der Rennen kam die Sonne raus! Ich habe das erste mal hier in Peking blauen Himmel gesehen und mich direkt verbrannt! Unglaublich! Ebenso unglaublich war die Souveränität mit der alle deutschen Boote zur Sache gingen. Die Rennen wurden vielfach mit mehreren Bootslängen gewonnen. Ok. es waren "nur" die Vorläufe, aber auch auf den ersten 500 Metern waren die Deutschen Boote schon meist mehrere Sekunden vor den anderen Mannschaften. Die Chinesen haben einen ähnlich guten Gesamteindruck hinterlassen und auch mehrere Vorläufe deutlich gewonnen. Mit jedem Rennen stieg bei mir die Spannung, was denn wohl die Achter machen würden. Ein Rennen nach dem anderen wurde entweder gewonnen oder zumindest als Zweiter beendet, sodaß man sich den Hoffnungslauf ersparen konnte. Bei den heutigen Temperaturen und der unangenehmen Luftfeuchtigkeit ist es auch sicherlich ein Vorteil ein Rennen weniger zu fahren.
Die Juniorinnen Achter lagen am Start und die Spannung stieg weiter. Wird Sina mit Ihrer Crew auch den direkten Weg ins Finale schaffen? Die Ergebnisse im Trainingslager waren nach anfänglichen Problemen sehr gut. Doch dann kam die lange Reise und Sina musste kurze Zeit wegen Krankheit aussetzten. Hat das den Achter geschwächt? Hält sie die Rennen nach der Krankheit und bei diesen hohen Temperaturen überhaupt durch? Gegner waren in ihrem Vorlauf China und Polen. Die Polen haben dem Deutschen Achter bei der Regatta in Hamburg schon gezeigt wo es lang geht und China musste man, nach den Einschätzungen aller, mit zu den Favoriten zählen. Doch unser Achter ließ den Anderen schon auf den ersten 500 keine Chance und lag 2,5sec vor Polen und sogar über 5sec vor den gefürchteten Chinesen. Nach 1000 Metern waren es schon fast 6sec vor China und sogar über 7sec vor den Polinnen. Damit war das Rennen eigentlich schon gelaufen und unsere Mädels schaukelten die letzten Meter kontrolliert mit über 4sec Vorsprung vor China ins Ziel. Die Polen ließen das Rennen laufen und hatte zum Ende über 20 sec Rückstand auf Sina und Co.
Über Sinas guten Allgemeinzustand konnte man sich nach der Zieldurchfahrt vergewissern: Sina streckte als erste die Arme in die Höhe und freute sich gemeinsam mit ihrer Crew über den Sieg und die erste Stadtortbestimmung. Das Finale ist erreicht!!! Was dieser Sieg wirklich wert ist, wir man jedoch erst am Samstag sehen, wenn das Deutsche-Team auf die USA und Rumänien trifft. Die Amerikaner gewannen den zweiten Vorlauf recht deutlich in einer noch besseren Zeit als die Deutschen... Drückt alle die Daumen, daß die Crew gesund bleibt und sich nun gut auf das wichtigste Rennen des Jahres vorbereiten kann!
Nun blieb also nur noch ein Rennen: der Junior-Achter mit Michael und Jannis auf den beiden Bugplätzen. Insgesamt haben hier acht Boote gemeldet. Die heutigen Gegner waren China, Großbritannien, und Rumänien. Und auch Micha und Jannis machten kurzen Prozeß und fuhren auf den ersten 500 Metern einen Vorsprung von gut 2sec vor Großbritannien und China heraus. Die Rumänen lagen hier schon mit über 3sec hinten. So ging es weiter zur 1000m Marke Deutschland vor Großbritannien (+2,8s), China (+4,3s) und Rumänien mit schon knapp 7sec Rückstand. Am Ende siegte die Mannschaft um Michael und Jannis klar mit über vier Sekunden Vorsprung vor GB, 6sec vor China und über 15sec vor Rumänien. Eine starke Vorstellung des Achters rundete eine super Leistung der gesamten Mannschaft entsprechend ab.
Im zweiten Vorlauf sahen sich Neuseeland, USA, Rußland und Italien gegenüber. Die Neuseeländer gewannen deutlich vor den USA, Rußland und Italien. Auch hier werden wir erst am Samstag sehen, was der Sieg und die mit Abstand schnellste Zeit im Vorlauf wert sein wird. Ich hoffe sehr viel! Auch hier heißt s Daumen drücken, damit alle gesund bleiben. Das Foto stammt von der Internetseite des Veranstalters und zeigt den Deutschen Achter auf der Ziellinie - von den Gegnern keine Spur! So darf es weitergehen...
Von der Rückfahrt mit dem Taxi schreibe ich Euch besser nicht... Morgen früh kommen die Eltern von Jannis in Peking an. Da die Deutschen Ruderer morgen fast alle "frei" haben, können wir den Tag zum Sightseeing nutzen. Ich werde berichten wo uns der Weg oder das Taxi hingeführt hat.
Bis dahin ... aus Peking: Euer Frank
Tag 5 - Sightseeing und Kinder-Knuddeln
Heute Morgen sind die Eltern von Jannis Augustin im Hotel angekommen und ich kann mich endlich wieder in Deutsch unterhalten. Ein schönes Gefühl nicht mehr allein zu sein. Beim Frühstück legten wir uns einen Tagesplan zurecht und haben diesen auch schön abgearbeitet. Marion und Thilo wollten natürlich heute Morgen/Mittag erst einmal ihren Sohn wiedersehen, schließlich konnten sie ihn seit über sechs Wochen weder Sehen noch Knuddeln. Die Freude war natürlich riesig als wir Jannis und Michael am Ausgang der Regattastrecke in die Arme schließen durften.
Unsere Pekingstarter waren sehr gut drauf und haben sich heute Morgen nach einer lockernden Gymnastikeinheit gemeinsam mit ein paar Achterkollegen den Hoffungslauf ihrer Gegner angeschaut. Der freie Tag war heute Gold wert, denn es war an der Strecke super heiß. Man muss sich das in etwa so vorstellen: Du sitzt in einer Sauna und dann kommt jemand und hält dir einen Fön ins Gesicht. An Sport treiben ist dabei kaum zu denken. Nachdem wir uns noch kurz das Mannschaftshotel der Deutschen angeschaut haben - Eltern: Macht Euch keine Sorgen, Sina und Michael wohnen in einem Palast!!! - führte uns der Weg weiter nach Norden zur Großen Mauer.
Dieses umwerfende Bauwerk ist zurecht ein Weltkulturerbe. Die Mauer verläuft direkt über die Gipfel und Bergkämmen eines nicht gerade kleinen Gebirges. Hut ab vor den Baukünsten der damaligen Erschaffern. Mit dem Taxifahrer hatte wir heute übrigens sehr viel Glück. Wir haben uns im Hotel ein Taxi für den ganzen Trip geordert und der Kutscher hat uns brav überall dorthin gebracht wo wir hin wollten und uns dort am vereinbarten Punkt pünktlich wieder eingesammelt. Den Aufstieg zur Mauer haben wir kraftsparend mit einem Sessellift gemeistert. Oben auf der Mauer sind wir dann von einem Wachturm zum anderen gewandert. Von dort oben bot sich uns ein wunderschöner Ausblick über eine prächtig grüne Landschaft. Das heutige Wetter ohne Smog, mit blauem Himmel und hervorragender Fernsicht, verschaffte uns allen einen tollen Ausflugstag. Abgerundet wurde der Ausflug zur großen Mauer durch eine rasante Abfahrt auf einer Sommerrodelbahn. Vom Gipfel ging es in schönen langen Schwüngen hinab ins Tal. Eine echte Alternative zum Sessellift!
Unten angekommen wollten wir noch bei den vielen Souvenir-Ständen ein paar Schnäppchen machen. Auf der Einkaufsliste standen Fächer mit chinesischen Motiven / Schriftzeichen und ein paar T-Shirts. Da wir alle wirklich nicht gut feilschen können, war ich schon recht aufgeregt als wir uns den Ständen näherten. Ich sah mir zwei Fächer an, die recht ordentlich verarbeitet schienen. Die Tante hinter dem Schalter roch natürlich gleich die Doller in meiner Tasche und ging direkt zum Angriff über. 360 RMB [ca. 36 Euro] wollte die Schnalle von mir haben. Ich habe aber gleich gekontert. Auch wenn ich nicht gerne und sicherlich nicht gut feilsche, habe ich in dem allbekannten Film "Das Leben des Brian" viel gelernt!!! Mit 100 startete ich einen beherzten Gegenangriff. Wie beim Tennis schlugen wir uns nun die jeweiligen Angebote um die Ohren. Doch ich blieb recht stur. Die Fächer habe ich schließlich für 115 RMB bekommen. Ich war schon ein wenig stolz auf mich.
Dann versuchte Marion ihr Glück bei der gleichen "Dame". Sie suchte für ihre daheim gebliebenen Kinder nach T-Shirts. Die sahen auch eigentlich nicht schlecht aus. Waren natürlich echte Fälschungen, aber das wäre ok gewesen. Leider hatte die "Dame" das T-Shirt nicht in der gewünschten Größe. Sie fummelte lange unter ihrem Tisch herum und tat so als suche sie noch die passende Größe. Als wir uns schon auf den Weg machen wollten, zauberte sie plötzlich doch die passende Größe in der gewünschten Farbe hervor. Komisch war nur, daß sie das Shirt eigentlich nicht aus der Hand geben wollte. Als Marion das Kleidungsstück doch noch in die Hand bekam bemerkte sie gleich wie der Hase gelaufen war. Während der hektischen "Suchaktion" klebte die "Dame" einfach einen Aufkleber mit der gewünschten Größe auf das Etikett und so wurde ratz fatz aus M ein L. So geht das in China. Ich denke ihr könnt euch vorstellen wie Marion reagiert hat... Angesichts dieser Aktion der "freundlichen Verkäuferin unseres Vertrauens" bin ich mir auch nicht mehr so ganz sicher ob ich das Thema bei "Brian" richtig verstanden habe. Ich denke ich werde mir den Film einfach noch einmal Zuhause anschauen...
Abends stand dann noch die Stärkung in einem nahegelegen Lokal mit sehr leckerem Essen an. Morgen fahre ich wieder raus zur Strecke und schaue mir die Halbfinalläufe an. Augustins werden morgen wohl noch die Stadt unsicher machen und das nachholen, was ich in den vergangenen Tagen erlebt und besichtigt habe (Platz des Himmlischen Frieden und Verbotene Stadt etc.).
Bis bald, Euer Frank
Tag 6: Halbfinale - Alle deutschen Boote im Finale
Der heutige Tag war wieder einmal sehr aufregend und begann eigentlich schon in der Nacht zuvor. Ich hatte große Probleme mit meinem Laptop und konnte keine Email mehr abfragen. Dann habe ich so lange an dem verdammten Ding rumgespielt, bis ich auch keine Mails mehr senden konnte. Na toll, dachte ich, dann können wir das mit dem Tagebuch auch vergessen... Aber irgendwie - bitte fragt mich nicht wie - habe ich es wieder auf die Reihe bekommen, so dass alles funktionierte. Da war es aber auch schon 03:30 in der Nacht!!!
In der Zeit meiner kommunikativen Umnachtung haben sich über zwanzig Mails angesammelt, was eigentlich fast normal bei mir ist, da ich recht viel Spam bekomme. Beim Durchlesen der Email erwischte mich aber fast der Schlag. Ich hatte eine Mail von Oliver Quickert (Internetseite des DRV www.rudern.de) auf meinem Rechner. In der Zwischenzeit hat wohl Kathrin mit ihm Kontakt aufgenommen und ihm und der DRV Internetseite mein "Tagebuch aus Peking" vorgestellt. Er fand das Tagebuch wohl ganz ok und jetzt steht es sogar auf der Homepage des DRV. Das alles hat mich ja noch nicht so umgehauen. Ich freue mich natürlich, wenn das Tagebuch in Deutschland gut ankommt. Dann schreibe ich auch gern weiter und berichte für Euch aus dem Reich der Mitte. Das Schöne und Unglaubliche war jedoch, dass ich zum Fotografieren die Möglichkeit habe, eine Akkreditierung für die JWM zu bekommen und nun doch noch ganz nah dabei sein kann...
Aber nun alles der Reihe nach... Heute hatte ich Glück mit meinen Taxifahrern. Ich konnte mir sicher sein, dass wenn etwas passieren sollte, ich bestimmt nicht überleben würde. Der Typ ist gefahren wie die letzte S... Rechts überholen; Links überholen; der fuhr auf der Autobahn Manöver, die man sonst nur aus dem Fernsehen kennt. Und Fränky? Mittendrin statt nur dabei!
Ich kann Euch aber beruhigen, wir sind trotzdem heile an der Strecke angekommen. So schnell war ich jedoch noch nie dort... Sofort machte ich mich auf in das Büro für die Akkreditierungen. Dort hat alles super geklappt. Hat mich zwar sehr gewundert, da ich das, wie ihr in den Berichten der vergangenen Tage lesen konntet, nicht gewohnt war. Nun darf ich mich auf dem Regattaplatz recht frei bewegen und auch entlang der Strecke auf einem Media-Truck mitfahren und fleißig Fotos schießen. Heute waren ja die Halbfinale für alle Rennen mit mehr als zwölf Startern. Hier waren auch einige deutsche Athleten am Start. Und genau dort habe ich mich auch aufgehalten, um von möglichst allen gute Aufnahmen im Startbereich zu machen. Ihr könnt Euch die Fotos natürlich alle auf rudern.de anschauen. Ich hoffe sie gefallen Euch.
Morgen zu den Finalläufen werde ich mich jedoch eher im Zielbereich aufhalten. Ich hoffe natürlich, daß möglichst viel Medaillen zu feiern sind und dass unsere Sportler mit dabei sind! Sina habe ich heute auch noch kurz an der Strecke gesehen. Sie war gut drauf und hat sich mit einem Teil ihrer Crew die Halbfinalläufe angesehen. Morgen wollen sie ein Feuerwerk abfeuern! Mit Michael und Jannis hatte ich heute nur per Email Kontakt. Aber ich weiß: Die brennen genauso wie die Mädels!
Marion und Thilo Augustin waren, wie im letzten Bericht schon angedeutet, am Morgen unterwegs und haben die Stadt unsicher gemacht. Am frühen Nachmittag wollten wir uns am Platz des Himmlischen Friedens treffen und noch etwas Kultur einschieben. Trotz des nächsten Knallers am Steuer meines Taxis - es muss wohl der noch mutigere Bruder des Fahrers von heute morgen gewesen sein, hat die Fahrt fast zwei Stunden (sonst ca. 1 Stunde) gedauert. Einen solchen Stau wie heute Nachmittag habe ich noch nicht gesehen. Aber irgendwo müssen die über 8 Millionen Menschen ja auch hin im Wochenendfeierabendverkehr. Mit fast einer Stunde Verspätung erlöste ich Thilo und Marion von den Strapazen. Zum Einen ist es hier momentan unglaublich heiß und zum anderen sind die freundlichen "Helfer" und "Möchtegern Tourguides" auf dem Platz immer noch auf der Suche nach "Frischfleisch".
Wir waren auch nun nicht mehr zu dritt, sondern zu sechst. Auf der Regattastrecke habe ich Felix Feldhaus getroffen, der seine Schwester bei der WM besuchen will. Ausserdem sind die Eltern von Ulrike Denker in Peking. Ulli kommt vom RaB aus Essen und wird dort von Tobi Kramm trainiert. In Peking sitz sie gemeinsam mit Sina im Achter. Nun zu sechst besuchten wir einen nahegelegenen Park mit einer großen Seenlandschaft. Eigentlich wollten wir von dort mit einem Schiff hinaus zum Sommerpalast des Kaisers fahren, doch leider waren wir so spät, daß die Boote nicht mehr fuhren. Ein schöner Spaziergang durch den Park mit einem abschließenden Besuch in einen kleinen Cafe rundeten den Tag ab.
Morgen beginnen die Finals. Wir sind alle gespannt was am Ende des Tages unter dem Strich steht... Am Vormittag werden Felix und ich noch einmal shoppen gehen. Marion und Thilo schicken wir in die Verbotenen Stadt zum Kulturtrip! Morgen zählt´s...
Liebe Hanseaten, ich wünsche Euch viel Spaß und gutes Wetter bei der Morgen stattfindenden Clubregatta und der Übergabe des Grünen Bandes.
Schöne Grüße aus Peking! Euer Frank
Tag 7 - Finale, einfach nur Geil!
So, meine lieben Leser, das wird nun der letzte Bericht sein, den ich nachts zwischen 1 und 3 auf meinem Pekinger Hotelzimmer in den Laptop hacke. Der heutig Bericht wir auch deutlich kürzer ausfallen, als die anderen. Wenn ich morgen früh verschlafe und der Flieger weg ist, krieg ich Zuhause mächtig Ärger!!! Um halb sieben klingelt der Wecker und jetzt ist es schon halb zwei in der Nacht! Also ranklotzen...
Es ist für mich sicherlich einer der schönsten Berichte, da ich über das Schreiben kann, was ich mir nur erhofft habe. Gold und Silber in Peking!!! Der Tag ging wie immer recht früh morgens los. Heute morgen haben wir aber noch ein par wichtige "Geschäfte" gemacht und unser Konto erleichtert. Jeden Tag eine gute Tat, wer weiß wozu es gut ist?! Während Marion und Thilo auf den Spuren alter Kaiser wanderten, liefen Felix und ich über die Einkaufsmeilen und versuchten die Preise zu drücken. Mit voll gepackten Taschen ging es dann noch einmal kurz ins Hotel, bevor die Operation Finale beginnen konnte. Ab 15 Uhr Ortszeit ging es los. Wir waren eigentlich recht früh losgefahren, trotzdem hatten wir zwischendurch den Eindruck: Es wir eng mit 15 Uhr. Der Taxifahrer..., aber das ist wieder eine Geschichte für sich. Und dafür habe ich jetzt keine Zeit. Es gibt wichtigeres...
Als erstes musste der Juniorinnen Vierer ohne aus Essen ran. Die vier Mädels sind mit Sina in der Saison NRW-Achter gefahren. Sie hatten eine große Aufgabe vor sich, denn sie mussten für den ganzen Rest der Deutschen-Mannschaft vorlegen. Und das ist ihnen auch prächtig gelungen. Silber hinter China ist ein super Ergebnis. Die folgenden Rennen verliefen für den DRV ebenfalls sehr gut. Nach fast jedem Rennen konnten die Deutschen am Siegersteg anlegen. Nur wenige Bootsklassen blieben ohne Medaille.
Dann waren die Achter dran. Den Anfang machten die Juniorinnen mit Sina. In einem tollen und auch recht knappen Rennen sicherten sie sich durch einen hervorragenden Endspurt die Silbermedaille hinter Rumänien und vor den USA. Die Rumänen waren im Vorfeld auch schon sehr hoch eingeschätzt worden. Sina war nach dem Rennen natürlich überaus glücklich und wird wohl zur Stunde immer noch feiern. Es sei allen gegönnt!!!
Den goldenen Abschluss bot dann im wahrsten Sinne des Wortes der Junioren-Achter. Von Beginn an konnten sich Michael und Jannis mit ihrer Crew im vorderen Feld behaupten und den startschnellen Chinesen Paroli bieten. Etwa zur Mitte des Rennen setzten sich dann die Deutschen vom Feld ab und gewannen in beeindruckender Manier das Abschlussrennen in Peking 2007. Achter gewonnen alles gewonnen! Einer der schönste Moment in Michaels und Jannis Ruderleben ließ dann wegen technischer Probleme lange auf sich warten - Die Nationalhymne! Da hat man schon einen ziemlich großen Kloß im Hals... Ich denke die Jungs werden auch über diese Szenen und ihre Gefühle in einem solchen Moment gerne berichten, wenn sie wieder Zuhause angekommen sind.
Nun möchte ich mich auch verabschieden und noch ein par Stunden Schlaf genießen. Ihr wisst schon, das schöne Bett... Marion und Thilo waren übrigens etwas neidisch. Ihr Bett ist deutlich kleiner.
Aber der Abschluss geht sicherlich nicht ohne mich noch bei einigen Personen ganz besonders zu bedanken: Ich danke, den Eltern und Großeltern von Michael, Sina und Jannis, die kräftig in die Tasche gegriffen haben, so dass ich mir ein ordentliches Hotel leisten konnte, den Verantwortlichen des RC Hansa Dortmund und damit auch allen Mitgliedern, die mir den Flug bezahlt haben, bei dem Rest meiner Trainingsgruppe, ohne die dieser Erfolg sicherlich nicht zustande gekommen wäre, bei Alexander Lücke, der den Jannis unter der Woche in Rauxel trainiert hat, bei Henning Sandmann und dem RC Witten, der sich die letzten zwei Jahre um Sina gekümmert hat, allen Sponsoren und Freunden des Rudersports in Dortmund, den Lesern dieses Tagebuches - ich hoffe es hat Euch ein wenig gefallen - und allen Chinesen, die durch ihre liebevolle Art zu leben etwas Würze in dieses Tagebuch gebracht haben.
Ganz besonders möchte ich jedoch meiner Freundin Jessica danken, die sehr viel unserer wenigen Freizeit ohne mich verbringen muss, wenn ich mal hierhin und dorthin jette, um mir mal wieder mit Rudern die Zeit zu vertreiben; oder eine Trainingseinheit mal wieder etwas länger gedauert hat... Ohne ihr jahrlanges Verständnis, könnte ich solch tolle Tage - wie heute - nicht erleben.
DANKE
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